Das Jury-Mitglied Uwe Hellmann, Leiter Brand Management der Commerzbank, ist nebenbei Hockeyspieler. Das "Grüne Band" passe sehr gut zur Commerzbank, sagt er.
Herr Hellmann, die Commerzbank engagiert sich in hohem Maße und auf vielen Ebenen für den Sport – im Spitzensport, aber eben auch besonders im Nachwuchsbereich. Das ’Grüne Band für vorbildliche Talentförderung’ ist dabei eines jener Projekte, mit denen die Bank und der DOSB besonders basisnahe Unterstützung liefern. Hier wirkt Sportförderung unmittelbar. 2016 wird der ‚kleine Oskar des Sports’ 30 Jahre jung. Sind Sie stolz?
Durchaus – und ich finde, alle, die sich in diesen drei Jahrzehnten für das ‚Grüne Band‘ engagiert haben, können das auch sein. Einerseits darauf, dass sich das ‚Grüne Band‘ als Marke und als der bedeutendste Förderpreis in der leistungssportlichen Nachwuchsförderung etabliert hat. Andererseits und vor allem eben auch, weil wir im Rahmen dieses Wettbewerbs einen konstanten Beitrag zur Nachwuchsausbildung leisten. Das äußert sich nicht nur in vielen Erfolgen von Individualsportlerinnen und -sportlern und Mannschaften der prämierten Vereine, sondern auch darin, dass die vielen Preisträger durch die Förderprämie von 5.000 Euro ihre Nachwuchsförderung noch weiter ausbauen konnten. Es ist schön zu sehen, dass das Geld genau dort ankommt, wo es gebraucht wird – an der Basis.
Sie selbst sind als Jury-Mitglied nun im achten Jahr dabei. Sind da die Auswertung der Bewerbungen und die Auftritte während der Preisverleihungen inzwischen Routine?
Routine insofern, als dass man natürlich Abläufe in beiden Bereichen inzwischen besser vorhersehen kann und weiß, wie das interne Teamwork auszusehen hat. Aber Routine im Sinne von ‚Programm abspulen’? Keineswegs. Jedes Jahr, jede Bewerbungsphase, jeder Auszeichnungszyklus bringen neue, spannende Hintergrundgeschichten, Informationen und Eigenheiten aus den Vereinen – und natürlich jede Menge neuen Diskussionsstoff im Rahmen der Jurysitzungen. Von der Deutschlandtour einmal ganz abgesehen. Die Preisträger und ihre Verantwortlichen, Talente und die sportbegeisterten Kids mit all ihren ‚Geschichten’ kennenzulernen, ist eine große persönliche Bereicherung, die ich nicht missen möchte. Wir alle lernen bei von jedem Verein auch immer wieder etwas Neues. Das macht das Projekt so spannend. Da ist für Routine kein Platz.
Ihnen begegnen im Rahmen Ihrer Sportsponsoring-Aktivitäten Top-Athleten und Stars, aber auch viele junge Talente und Jugendliche. Erkennen Sie bei den 'Großen' und den 'Kids' gleichermaßen viel Ehrgeiz, Begeisterung und Idealismus für den Sport?
Ja, meist ist das so – und oft steckt dabei auch die gleiche Eigenmotivation dahinter: Die Liebe zum Sport und die Lust auf besondere sportliche Leistungen – das Funkeln in den Augen ist daher oftmals das gleiche, nur: bei den Kids und Jugendlichen ist naturgemäß noch eine Portion mehr Idealismus dabei als bei Profis, die von ihrem Sport eben auch leben müssen. Wir versuchen beiden gerecht zu werden. Solange unter dem Strich die Begeisterung für den Sport steht, sind wir gerne dabei und engagieren uns. Und weil das so ist, feiert das ‚Grüne Band’ in diesem Jahr auch seinen 30. Geburtstag.
Wie viel soziale und charakterliche ’Bildung’ steckt im ‚Grünen Band‘?
Sehr viel. Das ist uns auch extrem wichtig. Insbesondere im Nachwuchsbereich geht es auch um Wertevermittlung. Wer diese im Sport vermittelt bekommt und verinnerlicht hat, wird davon auch in der Schule, in der Ausbildung, im Beruf und im gesellschaftlichen, sozialen Leben profitieren. Wir sind uns einer Mitverantwortung dafür bewusst. Das ist ein erheblicher Beweggrund für unsere Sponsoring-Aktivitäten. Übrigens erleben wir die Symbiose aus Teamfähigkeit, Ehrgeiz und Verantwortungsbewusstsein auch im eigenen Unternehmen, da wir viele Sporttreibende beschäftigen, die auch häufig in Vereinen aktiv sind. Der Sport stärkt soziale Kompetenzen und ist ein Bindeglied zwischen gesellschaftlichen Schichten. Er hat eine große integrative Kraft, die in der Entwicklung junger Menschen so wertvoll ist. Wenn wir in unserer Gesellschaft Werte vermitteln und vorleben wollen, kann das nur glaubwürdig sein, wenn wir an der Basis, bei Kindern und Jugendlichen ansetzen.
Die Welt, natürlich auch die Sportwelt, hat sich in den 30 Jahren, in denen es das ‚Grüne Band‘ nun gibt, schnell weitergedreht. Seine Werte sind dieselben geblieben. Die Anforderungen an die Vereine haben sich indes weiterentwickelt. Sind auch die Bewertungskriterien strenger geworden?
Natürlich haben sich die Anforderungen verändert. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass sich den Bewerbern vor Ort heute natürlich andere Herausforderungen stellen als 1986. Die gesellschaftlichen Veränderungen, Probleme und auch die zunehmenden Konkurrenzangebote wirken sich selbstverständlich auch auf die Vereine aus. Bei der Talentsichtung und im Bestreben, Kinder und Jugendliche für sich und den Sport zu gewinnen, aber eben auch, wenn es darum geht, sie bei der Stange zu halten. Diesen Umständen tragen auch die Bewerbungskriterien Rechnung. Wir erwarten schon überzeugende, nachhaltige Konzepte, schauen ganz genau hin und machen es den Bewerbern gewiss nicht leicht. Das steigert aber auch deren Selbstanspruch – was wiederum dem Nachwuchs zugute kommt. Die Idee des ‚Grünen Bandes’ trägt sich also auch auf diese Weise mittlerweile selbst. Was dabei herauskommt, ist sehr motivierend und bestärkt uns in unserem Engagement.